Für meine Morgenmeditation lehne ich mich heute an einen alten Apfelbaum hoch oben auf der Wiese. Am Hügelkamm gegenüber kommt blau und rosa der neue Tag herauf. Die Äste meines Baumes reichen fast bis zur Erde. Hohe Klettenlabkräuter und Brennnesseln sind in die Äste hinein gewuchert und machen eine geschützte Höhle mit kleinem “Ausguck”. Erst nachdem ich mich eine ganze Weile still an diesem Ort aufgehalten habe, sehe ich, was mich die ganze Zeit umgibt: reife Brennnesselfrüchte in dicken Rispen an den alten Stengeln. Wie schön, da kann ich bald noch meinen Wintervorrat an “Superfood” auffüllen! Brennnesselfrüchte geben Energie, können Erschöpfung lindern und enthalten wertvolle Fettsäuren. Früher sollen gewitzte Pferdehändler ihre alten Gäule vor dem Verkauf mit Brennnesselfrüchten gefüttert haben, so dass diese vital, energiegeladen und mit glänzendem Fell einen besseren Preis erzielten. Die Früchte schmecken lecker, wenn sie trocken in der Pfanne angeröstet werden. Sie können dann übers Müsli, über Salate, Suppen, Gemüse gestreut oder zu einem Brotaufstrich verarbeitet werden.
Aber heute muß ich sie nicht mit nehmen. Wegen meiner Termine würde es hektisch werden, und die heilkräftigen Pflanzen unter Stress zu sammln und zu verarbeiten, ist ja nicht Sinn des Ganzen. Jetzt freue ich mich einfach an der stillen Schönheit hier und an meiner Entdeckung!