Schon lang vernarbte emotionale Wunden schmerzen wieder und ich gehe zu meiner alten Weide auf dem Wildkräutergelände, um mit ihr zu sprechen. Sie ist in der Mitte auseinander geborsten und zerfällt in dieser Wunde zu Mulm, aus dem Schöllkraut, Brennnessel, Taubnessel, Gundelrebe, Knoblauchrauke und sogar Holler wachsen. Zwei ihrer dicken Äste liegen auf dem Boden, aus ihnen sprießen Jahr für Jahr neue Zweige und Blätter. Immer wieder hat sie uns von der Rinde dieser Zweige für unsere Schmerztinkturen geschenkt. Wir haben vorsichtig darum gebeten, uns bedankt und sie mit Geschenken und Beifuß-Rauch geehrt. So wie wir Menschen geben auch die Pflanzen gerne von sich, wenn ihre Gaben wertgeschätzt werden.
Meine uralte Freundin erzählt mir von ihrem Lebensfeuer trotz all der Verletzungen, von der Freude, etwas weiter zu geben im großen Ganzen. Nächstes Jahr wird sie nirgends geschält werden, denn ich plane ein Schonprogramm – weniger Seminare und mehr Zeit zum Schreiben – gut für sie und für mich! In den Seminaren können wir sie trotzdem besuchen und in ihrer deutlichen Signatur lesen – Bachblüte Willow: für diejenigen, die Schlimmes erlebt haben und von ihr lernen können, nicht zu verbittern und zu verhärten, sondern mit aller Kraft weiterzuleben, und den Pflanzen, den Tieren (für Bienen ist sie sehr wichtig!) und auch den Menschen ihre Geschenke zu geben.
Ja, auch in mir kann aus den Wunden Neues wachsen, ich finde immer mehr meine Aufgabe, “gedüngt” von den alten Schmerzen. “Uroma Weide” und die gesamte Grünkraft lehren mich, im Augenblick zu sein, in der Freude an diesem Leben!
Gestärkt von diesen Gedanken radle ich zurück, um diesen Tagebucheintrag zu schreiben…