Überraschungen eines „Allerweltskrauts“: Aus 3 Handvoll Löwenzahnblüten habe ich einen Goldblütenstreich nach G. Bräutigam zubereitet. 125 g Süßrahmbutter, 1 TL Honig, knapp 1/2 TL Meersalz, etwas Kurkuma oder Safran. Von den goldgelben Korbblüten werden nur die gelben Zungenblüten verwendet, nicht die grünen Hüllblätter. Doch im fertigen Aufstrich sind viele grüne Teile – eine der freudigen „Verkosterinnen“ fragt mich: Wie kommt das? Schon beim Verarbeiten fiel es mir nebenbei auf: die äußeren Blüten (der gelbe Kopf besteht ja aus ca. 300 Einzelblüten) sind unten grün, v.a. bei gerade aufgeblühtem Löwenzahn. Das ist mir vorher noch nie aufgefallen! Ein ganzes Leben lang werden mich wohl die wilden Kräuter noch überraschen …

Von diesem Johannisbeer-Strauch (s. 15.3.) hatte ich noch viele Zweige voller Knospen – so viel Heilmittel werde ich wohl nicht brauchen in den nächsten 2 Jahren. Wenn ich diesen Buschen in die Hand nehme, entströmt ihm ein leckerer Duft nach Schwarzen Johannisbeeren, ein Cassis-Aroma. Also habe ich die Knospen in Rohrohrzucker eingelegt. Heute rühre ich damit einen Quark an: er schmeckt köstlich nach Cassis!

Ich habe ein wertvolles Geschenk bekommen: Johannisbeerknospen! Eine sehr aufmerksame Frau hatte meinen Zeitungsartikel über Knospentherapie gelesen, in dem ich die Schwarze Johannisbeere als die „Königin“ dieser Therapie beschreibe. Sie rief mich daraufhin an und bot mir an, von ihrem Strauch die Knospen zu holen, weil er Baumaßnahmen weichen muss. Das habe ich gerne gemacht und wurde dabei sehr nett unterstützt. Nun steht ein Grundansatz für dieses Heilmittel auf einem schattigen Fensterbrett, er mazeriert in hochprozentigem Glycerin und Alkohol. Wenn ich in 3 Wochen dann abfüllen kann, habe ich ein wunderbares Präparat: antiantzündlich, antiallergisch, antirheumatisch, gegen Migräne, Stimmbandprobleme, Erkältungen, ein Adaptogen in Stresssituationen, auch fürs Immunsystem – danke an diese Pflanze und an Frau T.!!

Der März-Winter ist eingebrochen. Morgens hatte es geschneit und als ich auf dem Weg zur „Meditationswiese“ an meiner Löwenzahnstelle vorbei komme, ist Alles weiß bedeckt und ich kann nichts erkennen. Wie schade, heute wollte ich für Gäste Löwenzahnsalat zum Mittagessen machen! Ich meditiere, die Sonne kommt heraus und schmilzt mir meine Löwenzähner frei. So kann ich erstmal meine 3 morgendlichen Entschlackungsblättchen essen, und dann tatsächlich einen Korb voll Löwenzahnrosetten schneiden, jung und zart, ca. handgroß. Dazu noch eine Tüte voller Würzkräuter für die Hirsebratlinge: Brennnessel, Giersch, Gundelrebe, Taubnessel und breitblättriger Ampfer. Den Löwenzahnsalat werde ich heute mal „französisch“ machen, d.h. ganze Rosetten in einer Vinaigrette aus Olivenöl, Balsamico, Salz und Pfeffer, dazu gekochte Eier, noch heiß geschnitten und untergemengt, oder heißer Speck. Das Mittagessen ist gerettet! Auch unsere 95-jährige Besucherin isst den Salat und die Bratlinge mit Begeisterung.

Gestern durfte ich einen Vorgeschmack vom Sommerglück genießen: mittags lag ich am Ederufer in der Sonne und habe warm und entspannt mein Mittagsschläfchen gehalten!
Vorher hatte ich träge in den vorbei strömenden Fluss geschaut, und ab und an eine Feldsalatrosette oder einen Stängel Vogelmiere genascht – mmmhhhh, so mild und aromatisch, oder ein Blättchen Löwenzahn mit seiner frischen Bitternote. Das ist ein „Freizeitprogramm“, das mich mit tiefem Glück erfüllt. Fidu, meine Hündin, hätte mich aber nicht mit lautem Gebell direkt an meinem Ohr aus dem Schlaf reißen müssen, nur weil am der gegen überliegenden Ufer Leute vorbei kamen … :( … :)

Für meinen Kräuterdip habe ich heute 11 verschiedene wilde Kräuter gesammelt, zarte junge Blättchen, die sich vital zwischen den Flecken von übriggebliebenem Schnee emporschieben: Wegerich, Taubnessel, Brennnessel, Gundelrebe, Ehrenpreis, Knoblauchsrauke, Vogelmiere, Klettenlabkraut, Giersch, breitblättriger Ampfer, Schafgarbe. Sie bringen noch nicht viel „Masse“, aber höchste Qualität – hochkonzentrierte Aromen und Vitalstoffe!
Zuhause mische ich sie ganz fein geschnitten mit Schmand, Sojasoße, tiefgefrorenem Dill und Petersilie, süßem Paprikapulver und Kümmel – fertig ist der superleckere Dip für Möhrenstreifen, Paprikastreifen oder auch Kartoffelwaffeln.

Heuer beginne ich wieder mit unregelmäßigen Tagebucheinträgen.
Ich hatte ja versprochen, noch mehr über Anwendungen der Schlehe zu schreiben; deshalb jetzt hier das Saftrezept: frisch gesammelte Schlehen in einem flachen Gefäß ausbreiten, mit kochendem Wasser übergießen, abdecken, 24 Stunden ziehen lassen. Die Flüssigkeit abseihen und wieder auf 100 Grad erwärmen, wieder die Schlehen übergießen, 24 Stunden ziehen lassen; das Selbe nochmal wiederholen. Nach diesem 3. Mal ist der Saft dunkel, schwer und süß – ohne einen Krümel Zucker! Entweder gleich genießen, weils so unwiderstehlich gut schmeckt, oder zur Haltbarmachung nochmal erhitzen und in Flaschen füllen.
Damit trinken wir einen Stärkungstrunk, der besonders gut in die dunkle Zeit passt. Denn die Schlehe ist nicht nur aufbauend in der Rekonvaleszens, stärkend, beruhigend, schlaffördernd, entsäuernd und stressausgleichend, sie bringt uns auch mit den Themen des ewigen Kreislaufs von Leben und Tod in Verbindung – sie erinnert uns -mit ihren fast schwarzen Beeren an die dunklen Seiten des Jahres, ans Loslassen, Nach-Innen-Gehen. Genießen wir diesen kostbaren Saft Schlückchen für Schlückchen …

Zeit für einen besonderen Smoothie: auf meiner Meditationswiese finde ich schönen jungen Giersch, bei uns im Garten dann Brennnesseln, Lungenkraut, Knoblauchrauke, Gundelrebe, Löwenzahn und ein Blatt Schöllkraut. Zusammen mit Apfelsaft und Ananassaft kommen sie in den Mixer, währenddessen röste ich trocken in der Pfanne 2-3 Esslöffel Sesam. Wenn er leicht gebräunt ist und lecker duftet, kommt er auch in den Mixer, und Alles wird weich “gesmootht”. Mmmhhh, lecker, diese Gesundheitspflege!! Da trinken auch Grünkraft-Muffel gerne mit!

Schon lang vernarbte emotionale Wunden schmerzen wieder und ich gehe zu meiner alten Weide auf dem Wildkräutergelände, um mit ihr zu sprechen. Sie ist in der Mitte auseinander geborsten und zerfällt in dieser Wunde zu Mulm, aus dem Schöllkraut, Brennnessel, Taubnessel, Gundelrebe, Knoblauchrauke und sogar Holler wachsen. Zwei ihrer dicken Äste liegen auf dem Boden, aus ihnen sprießen Jahr für Jahr neue Zweige und Blätter. Immer wieder hat sie uns von der Rinde dieser Zweige für unsere Schmerztinkturen geschenkt. Wir haben vorsichtig darum gebeten, uns bedankt und sie mit Geschenken und Beifuß-Rauch geehrt. So wie wir Menschen geben auch die Pflanzen gerne von sich, wenn ihre Gaben wertgeschätzt werden.
Meine uralte Freundin erzählt mir von ihrem Lebensfeuer trotz all der Verletzungen, von der Freude, etwas weiter zu geben im großen Ganzen. Nächstes Jahr wird sie nirgends geschält werden, denn ich plane ein Schonprogramm – weniger Seminare und mehr Zeit zum Schreiben – gut für sie und für mich! In den Seminaren können wir sie trotzdem besuchen und in ihrer deutlichen Signatur lesen – Bachblüte Willow: für diejenigen, die Schlimmes erlebt haben und von ihr lernen können, nicht zu verbittern und zu verhärten, sondern mit aller Kraft weiterzuleben, und den Pflanzen, den Tieren (für Bienen ist sie sehr wichtig!) und auch den Menschen ihre Geschenke zu geben.
Ja, auch in mir kann aus den Wunden Neues wachsen, ich finde immer mehr meine Aufgabe, “gedüngt” von den alten Schmerzen. “Uroma Weide” und die gesamte Grünkraft lehren mich, im Augenblick zu sein, in der Freude an diesem Leben!
Gestärkt von diesen Gedanken radle ich zurück, um diesen Tagebucheintrag zu schreiben…

Für meine Morgenmeditation lehne ich mich heute an einen alten Apfelbaum hoch oben auf der Wiese. Am Hügelkamm gegenüber kommt blau und rosa der neue Tag herauf. Die Äste meines Baumes reichen fast bis zur Erde. Hohe Klettenlabkräuter und Brennnesseln sind in die Äste hinein gewuchert und machen eine geschützte Höhle mit kleinem “Ausguck”. Erst nachdem ich mich eine ganze Weile still an diesem Ort aufgehalten habe, sehe ich, was mich die ganze Zeit umgibt: reife Brennnesselfrüchte in dicken Rispen an den alten Stengeln. Wie schön, da kann ich bald noch meinen Wintervorrat an “Superfood” auffüllen! Brennnesselfrüchte geben Energie, können Erschöpfung lindern und enthalten wertvolle Fettsäuren. Früher sollen gewitzte Pferdehändler ihre alten Gäule vor dem Verkauf mit Brennnesselfrüchten gefüttert haben, so dass diese vital, energiegeladen und mit glänzendem Fell einen besseren Preis erzielten. Die Früchte schmecken lecker, wenn sie trocken in der Pfanne angeröstet werden. Sie können dann übers Müsli, über Salate, Suppen, Gemüse gestreut oder zu einem Brotaufstrich verarbeitet werden.
Aber heute muß ich sie nicht mit nehmen. Wegen meiner Termine würde es hektisch werden, und die heilkräftigen Pflanzen unter Stress zu sammln und zu verarbeiten, ist ja nicht Sinn des Ganzen. Jetzt freue ich mich einfach an der stillen Schönheit hier und an meiner Entdeckung!